Eine Schieflage der besonderen Art: Der Kirchturm von Suurhusen im Spotlight

Blick auf den Kirchturm von Suurhusen

Dieses Mal geht es um eine besondere Schieflage – den Kirchturm von Suurhusen. Dieser hat es sogar von 2007 bis 2022 ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft und ist somit eine echte Sehenswürdigkeit. Sie fragen sich was aus dem schiefen Turm von Pisa geworden ist? Richtig, auch Italien besitzt einen schiefen Turm, doch ist dieser nachgewiesenermaßen nicht so schief wie der Suurhusener Kirchturm. Damit hat Suurhusen bereits 2007 Pisa in Bezug auf den schiefsten Turm der Welt den Rang abgelaufen. So hat ein beschaulicher kleiner Ort in Ostfriesland, das heute zur Gemeinde Hinte im Landkreis Aurich gehört, Geschichte geschrieben. Doch wie kam es letztendlich dazu?

Warum dieser Turm nun so schief ist…

Wer den Kirchturm von Suurhusen das erste Mal sieht, wird sich unweigerlich die Frage stellen: Warum ist der Turm so schief? Nun, die Antwort ist nicht ganz einfach, aber es gibt eine Erklärung. Doch zuerst ein kurzer Blick in die Geschichte des Ortes und der Kirche.

Erste urkundliche Erwähnungen des Ortes stammen aus dem Jahr 1255. Ein im alten Kirchturm gefundener Stein lässt vermuten, dass die Ortschaft schon deutlich früher entstanden ist. Der Stein trägt die Jahreszahl 1004, darüber hinaus bekräftigen Keramikfunde diese Annahme. Der Kirchturm selbst ist allerdings erst deutlich später gebaut worden. Die zum Turm gehörige Kirche wurde zunächst ohne diesen erbaut. Um 1450 rum wurde die Kirche dann etwa um ein Viertel gekürzt und der Turm auf der freigewordenen Fläche erbaut.

Im Laufe der Jahrhunderte sank das Fundament auf einer Seite ab, was zu einer Schieflage führte. Ein Phänomen das auf die Beschaffenheit des Fundaments zurückzuführen ist. Das Fundament besteht aus Eichenstämmen und ist seinerzeit auf einem Moorboden errichtet worden. Die Eichenstämme wurden dabei luftdicht vom Moorboden umschlossen und bildeten auf diese Weise ein stabiles Fundament. Durch die Trockenlegung der umliegenden Ländereien im 19. Jahrhundert, wurden die bis dahin konservierten Eichenstämme wieder dem Sauerstoff ausgesetzt. Mit der Frischluft begannen die Eichenstämme zu verrotten und der Kirchturm abzusinken. Dies war der Startschuss für unsere ganz besondere Schieflage in Suurhusen.

Ein überraschender Rekord der für Furore sorgt

Mit den Jahren wurde der Turm immer schiefer und machte die Überwachung notwendig, um die Sicherheit zu gewähren. Zum Glück für Suurhusen, ansonsten hätte wohl keiner gemerkt, dass sich der schiefste Turm der Welt gar nicht in Pisa befindet. Mit seinen 27,37 Metern ist er zwar nicht höher als der Turm von Pisa, hat aber einen höheren Neigungswinkel.

Inzwischen gibt es aber einen noch schieferen Turm, der den Suurhusener Kirchturm nach nunmehr 15 Jahren abgelöst hat. Der Neigungswinkel von 5,1939 Grad wurde von dem Wehrturm in Gau-Weinheim mit 5,4277 Grad noch übertroffen. Dennoch steht unseres Wissens nach der schiefste Kirchturm weiterhin in Suurhusen. Wer also den schiefsten Kirchturm der Welt besichtigen will, muss noch immer zu uns ins schöne Ostfriesland kommen.