De Roo-Paal

De Roo-Paal mit Blick über Deich und Wattenmeer

Rutenpfahl oder roter Pfahl?

Genießen Sie ebenfalls lange Deichspaziergänge? Wenn der Wind Ihnen ins Gesicht weht und Ihr Haar zerzaust und Sie stundenlang so weiterlaufen könnten? Auf einem solchen Spaziergang von Norddeich in Richtung Hilgenriedersiel kam ich am Roten Pfahl vorbei. Gehört hatte ich schon vom Roten Pfahl, diesen aber bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Diese im Volksmund, seiner roten Farbe wegen, gerne verwendete Übersetzung des plattdeutschen Namens De Roo-Paal ist jedoch so nicht richtig. Denn genau genommen ist der Pfahl zwar rot, doch bezieht sich „roo“ nicht auf „rot“, sondern auf „Rute“. Die Rute ist ein altes Längenmaß, das je nach Region oder Ort unterschiedliche Längen aufwies. Wie das Bild zeigt wurden hier rheinländische Ruthen verwendet. In jedem Fall ist der Rote Pfahl, was aufgrund der Farbe ja nicht falsch ist, damit vielmehr ein Rutenpfahl.

De Roo-Paal als Grenzmarkierung

Neben seiner Funktion als Längenmaß, wurde De Roo-Paal seiner Zeit aber auch als Grenzmarkierung errichtet. Als Rutenpfahl gab er die Einheiten vor in denen die beiden alten Deichachten unterteilt und den jeweiligen Grundstücksbesitzern zugeordnet wurden. Diese wiederum waren mit der Zuteilung für Wartung und Instandhaltung des jeweiligen Deichabschnitts verantwortlich. Im Laufe der Jahrhunderte gab es hier verschiedene Deichlinien, die Rückschlüsse geben auf frühere Küstenverläufe. Der Deich, der zu der Zeit als De Roo-Paal errichtet worden ist gebaut wurde, ist der jüngste, obwohl er bereits seit 1576 existiert. Mit diesem Deichbau wurde die etwa 10 km breite Lücke zwischen Lintelermarsch und Hilgenriede geschlossen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Deichlinie von mehreren Sturmfluten (1717, 1825, 1962) durchbrochen. Das überschwemmte Land konnte jedes Mal zurückgewonnen werden und wird heute landwirtschaftlich genutzt.

De Roo-Paal steht nach wie vor an der damaligen Grenze der beiden alten Deichachten Ostermarsch und Lintelermarsch. Eine Erinnerung längst vergangener Zeiten an Geschichten von Sturmfluten, Deichbrüchen und mühseligen Kämpfen der Landrückgewinnung.